Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit - Grenzen des Wachstums
Das Buch wird immer gerne hergenommen als Beispiel dafür, dass die Gefahren des Klimawandels bereits Anfang der 70-er bekannt waren. Das stimmt soweit auch, nur, dass es weder Warnung noch Handlungsanweisungen enthielt. Der ganze Bericht war eine reine Analyse. Ich habe das mal versucht zusammenzufassen:Immanenz und die Logik der Grenzen
Der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome, 1972) ist weniger ein ökologischer Warnruf als eine frühe Beschreibung immanenter Systemlogik. Seine zentrale Aussage richtet sich nicht gegen Technik, Industrie oder Fortschritt, sondern gegen die Annahme, Wachstum sei steuerbar, ohne sich selbst strukturell zu verändern.
Immanenz bedeutet hier: Das System erzeugt seine Grenzen aus sich selbst. Es gibt keinen äußeren Richter, keine moralische Instanz, keine transzendente Grenze. Bevölkerung, Industrie, Ressourcen, Nahrung und Umwelt sind keine Gegenspieler, sondern gekoppelte Variablen eines einzigen Regelkreises. Der Zusammenbruch ist kein Unfall und keine Strafe, sondern eine systeminterne Rückmeldung.
Wachstum erscheint im Modell nicht als bewusste Entscheidung, sondern als autopoietischer Zwang. Jeder erfolgreiche Schritt verstärkt die Bedingungen für den nächsten: mehr Menschen erzeugen mehr Produktion, mehr Produktion erzeugt mehr Komplexität, mehr Komplexität reduziert Steuerungsfähigkeit. Die zentrale Gefahr liegt nicht im Wachstum selbst, sondern in den zeitlichen Verzögerungen zwischen Ursache und Wirkung. Das System reagiert stets auf vergangene Zustände – und verfehlt dadurch die Gegenwart.
Der Bericht entlarvt damit eine fundamentale Illusion moderner Gesellschaften: die Vorstellung, rationales Wissen genüge zur Steuerung komplexer Systeme. Immanenz zeigt sich gerade dort, wo Einsicht wirkungslos bleibt. Das System „weiß“, was geschieht, aber es kann nicht rechtzeitig handeln, weil seine Rückkopplungen strukturell verzögert sind.
Der sogenannte Kollaps ist in diesem Licht kein Scheitern menschlicher Vernunft, sondern die konsequente Neuausrichtung eines überdehnten Regelkreises. Wachstum endet nicht, weil Menschen sich irren, sondern weil das System seine innere Kohärenz verliert. Begrenzung wäre keine moralische Tugend, sondern die einzige Form stabiler Selbstreferenz.
So gelesen beschreibt „Grenzen des Wachstums“ keine Zukunftskatastrophe, sondern eine Gegenwartsdiagnose: Die Menschheit scheitert nicht an falschen Zielen, sondern an der Unfähigkeit, ihre eigene Immanenz zu regulieren.
Nach Fertigstellung wurde ich darauf hingewiesen, dass Jorgen Randers vom Club of Rome eine Fortsetzung herausgegeben hat. Quasi eine "50 Jahre später - Analyse"
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